Samstag, 22. Dezember 2012

Männlein und Weiblein in Ghana


Wie in allen Teilen der Welt ist natürlich auch ein Ghanaer kein androgynes Wesen, sondern entzweit sich in Männlein und Weiblein, woraus sich im ghanaischen Fall leider noch kein allzu explosiver Cocktail im Bezug auf die Emanzipation der Frau gemischt hat.
Vielleicht sollte man mal Alice Schwarzer ihre Emma in ghanaischen Sprachen drucken lassen, wobei das sicherlich Explosionsstoff zu bieten hätte. Vielleicht ja mal in ein paar Jahrhunderten eine ghanaische Alice Schwarzer?
Freunde, ich übertreibe mal wieder, wobei man ja alles, was man ernst meint, im Spaß schreiben sollte.. Es ist also halb ernst, halb wahr.

Zum wahren Teil.

Fakt ist, dass Frauen hier immer noch Geburtsmaschinen sind. Wo man hinschaut tragen die Frauen ihre Kinder auf dem Rücken, es scheint mir, als würde es in Ghana nur von Kindern wimmeln! (Und das sage ich nicht nur, weil ich in einem Kinderheim arbeite.)

Bei unserer Rundreise wurde ich am reichlichsten auf die Stellung der Frau, das Miteinander, eher das „Nebeneinander“, der Paare in den teuersten Hotels, aber auch in den ärmsten Dörfern aufmerksam.

Gestern erst saßen wir in einem Trotro durch die – entschuldigt meine Ausdrucksweise – abegfucktesten Dörfer, oder auch Selbstversorgerdörfer genannt. Mir wurde ganz schlecht von der Armut, denen sich diese Leute wahrscheinlich noch nicht einmal so sehr bewusst sind, weil sie ja gar nicht heraus kommen. Ich weiß, dass ich das als vergleichsweise reiche Weiße leicht schreiben kann. Aber ich schweife ab.
Repräsentativ oder nicht: Von 7 Frauen in diesem Trotro von ca. 16-40 Jahren waren 6 schwanger!
Die Frauendichte in den Hotels, die einen befruchteten Bauch vor sich hergeschoben hat war auch beträchtlich. (Schwanger haben wir uns auch gefühlt, aber das lag – Gott behüte - eher am guten Essen, nicht an den ghanaischen Männern..)
Offen unter vielen Augen würde ich mich auch von keinem Ghanaer schwängern lassen, denn der Rattenschwanz wäre mir zu lang und zu bitter.

Wäre ich jedoch so eine Ghanaerin, so möchte ich euch jetzt die Konsequenzen dafür in einer kleinen Kausalitätskette vorführen.
Wäre ich von einem reichen Ghanaer schwanger, dürfte ich auch still am Frühstück sitzen, ihm den Teller am Buffet füllen, während er hinter mir stünde und telefonierend meine Hand mit Mimik und Gestik dirigierte. Während den Männergesprächen schwiege ich und lauschte dem Ghanaer neben mir, wobei ich schon längst nicht mehr folgte, da ich sowieso nichts Geistreiches in den Augen der Männer zu sagen hätte. Der, der mir eigentlich nah sein sollte, erschiene mir trotzdem wie unbekannt. Ich dürfte gelangweilt dreinschauen, mit meinem Mann nur kommunizieren, wenn es um SEINE Bedürfnisse ginge, nach dem Frühstück dann hinter ihm herdackeln (man vergesse hierbei nicht den angepissten Blick, den ich aufsetzte, um der ganzen Welt mein zum großen Teil verständliches Leid zu vermitteln). Ich dinierte dann zwar, um nicht zu weit zu ufern, mit meinem Mann fein, aber was wäre ein Abendessen mit einem guten südafrikanischen Wein (Four Cousins –nur zu empfehlen!!) statt eines ernstzunehmenden Gesprächs?
Ich vergaß, Frauen werden nicht nach ihrer Meinung gefragt.
Selbst wenn mein Mann eine neue Bekanntschaft mit 2 fremden weißen jungen Frauen machte, er vor meinen Auge diesen Frischlingen charmierte, wäre es einfach unangebracht, meinen Mund aufzumachen. Mein Mann nähme mir sogar ab, mich selber persönlich vorzustellen, oder jegliche Fragen, die an mich persönlich gestellt würden, finge er vorher ab und beantwortete sie.
Ich hätte dann wahrscheinlich schon so resigniert, dass ich selbst auf solch eine Frechheit nichts mehr erwiderte.
Warum ich eigentlich schwanger wäre? Aus Mangel an Verhütungsmitteln?
Mhh, nein, vielleicht, naja, eher, weil mein ghanaischer Mann einen Stammeshalter haben wollten. Viele Stammeshalter. Weil ich sonst ja auch nichts zu tun hätte. Deswegen wäre ich auch oft schwanger.
Weswegen ist sonst eine Ehefrau da?
Bitte, um mit ihr außerhalb des Betts Spaß zu haben? Nein, nicht wirklich. Außerdem geht es sowieso nur dann, wann der Mann will.
Wie bitte, nette Stunden der Kommunikationen auch noch nach der Hochzeit?

Macht man das in Deutschland so?!
Dating-Kultur? Habt ihr das? Was macht man da so?

Deutsche Männer? Gut, das würde natürlich der Jackpot sein. Die seien alle reich, sauber und sowieso, die müsse man sich angeln. Außerdem hätte ich gehört, dass sie ihre Frauen gut behandelten. Bei ihnen müsse man sich nicht die Gedanken machen, dass sie fremdgingen. Deutsche Männer führten auch keine Doppelleben. Es gäbe auch keine häusliche Gewalt.
Machen sie auch? Und sie gehen auch fremd? Das glaubte ich nicht...


So in der Art sieht es in den Köpfen der ghanaischen Frauen aus.
Nein, in manchen. Ich will mich hüten, dies zu generalisieren, da ich dafür nicht elaboriert genug arbeite und ich mit meinen Äuglein nicht überall sein kann.
Diese Situationen sind natürlich auf kleinstem Papier aus verschiedenen Beobachtungen zusammengerafft, sie sind jedoch alle – Journalistenehrenwort - beobachtet worden.
Es gibt auch einen riesen Unterschied zwischen Frauen, die selbst im Beruf sind und selbst ein Auto in Accra fahren, oder jenen, die sich noch auf ihren Mann verlassen.

Bei den deutschen Frauen ist man hier in Ghana schon gewohnt, dass sie äußerst selbstbewusst und emanzipiert wirken. Im Bezug auf Männer treten wir hier ständig in uns bekannte oder unbekannte Fettnäpfchen, was wir aus „Kenntnislosigkeit“ einfach ignorieren. Unwissenheit verschafft Freiräume.

Gerade in den Hotels wurden wir die meiste Zeit angeredet, weil die ghanaischen Männlein einfach nicht glauben wollten, dass sich 2 Frauen genug sind.
Uns wurde auch nicht abgenommen, dass wir in den Hotels schlafen, wir wurden meistens äußerst unfreundlich bedient, als wären wir Durchgangsgäste. Die Fassade bröckelte, als wir dann zum Frühstück kamen „ach ihr seid Gäste des Hotels?!“.
Nun gut, man kann es ihnen nicht verübeln: 2 Mädchen jungen Alters, die dann auch noch in einem Hotel OHNE Männer schlafen, die es bezahlen, ist höchsteigenartig. Wir können froh sein, wenn wir in einem ghanaisch geprägten Hotel überhaupt gastfreundlich behandelt werden: Frauen, die in einem Zimmer zusammen schlafen sind hier meist homosexuell. Jemand, der sich in Ghana ein Hotel leisten kann, kann sich auch ein Einzelzimmer leisten...


Ich bin ehrlich noch nicht ganz hinter die hiesige Dating-Kultur gekommen, da ich es ablehnte aus journalistischen Gründen mich als Opfer eines Selbstversuchs anzubieten.. Dies wäre dem Ghanaer gegenüber unehrlich gewesen und hätte mein Anruf-in-Abwesenheits-Liste, sowie meine Nerven und Sicherheit übermäßig strapaziert...

Ich weiß nicht, wie und ob überhaupt Männlein und Weiblein sich wirklich kennen lernen. In der Accra mall, in der sich die ghanaische High-society versammelt, sehe ich mit einem Lächeln hier und da zwei junge ghanaische Individuen, die sich offensichtlich auf einem Date treffen. Draußen kann man das jedoch nicht erkennen, ich denke es gäbe dafür auch nicht das genügende Geld, eine Frau nach unseren Verhältnissen wirklich „auszuführen“. Nach dem Denken eines nicht wohl verdienenden Ghanaers ist dies auch nicht nötig, denn eine Frau ist ein untergeordneter Partner, mit dem nicht alles geteilt wird. Der Ghanaer darf entscheiden, was die Ghanaerin mit ihm teilt.
Bei einem privaten Gespräch mit den hier ansässigen Sozialarbeitern konnte ein männlicher Volontär ihnen Details aus ihrem Privatleben entlocken. Die Tatsache, dass man mit einer Frau auch Spaß haben kann, sie auch die beste Freundin zugleich sein kann und auch noch nach der Hochzeit und nicht nur um Kinder zu zeugen können Zärtlichkeiten ausgetauscht werden, war ihnen mehr als fremd und fast absurd.
Man merkt, wie die jetzige Generation, die sich in ihrer 18-30 jähriger Blüte befindet, das Denken durch die medialen amerikanischen und europäischen Einflüsse langsam wandelt.
So langsam sieht man auch mal ein junges ghanaisches Pärchen, welches Arm in Arm läuft (ich habe dies leider erst einmal zu Augen bekommen..)
In der Öffentlichkeit wird keinerlei Zärtlichkeit ausgetauscht, man merkt noch nicht einmal an mikroskopischen Gesten, dass zwei Menschen verheiratet sind.
Die Sich-Kennenlern-Zeit beträgt hier im Schnitt 6 Monate bis geheiratet wird. Aus Glaubensgründen wird hier „Kein Sex vor der Ehe“ stark proklamiert, was ich sowohl aus Glaubens- und medizinischen Gründen nachvollziehen kann. Die „Scheidungsrate“, bzw. die Rate der alleinerziehenden ärmeren Frauen ist dennoch immens hoch,  ein Mann hat im Schnitt mindestens 3 Frauen im Leben. Polygamie wird nicht befürwortet, jedoch ausgelebt – ein Mann darf.

Die letzten Tage sind wir durch die ärmsten Dörfer gefahren. Der Respekt und die Achtung der männlichen Wesen vor den schwarzen Frauen schien hier proportional zum Tagesverdienst zu sinken. Je ärmer das Dorf, desto mehr werden auch wir Weiße wie Objekte beäugt (da wir uns ja schon bei den Gebildeteren daran gewöhnt haben...) Schlimmer geht’s immer.


Weiße sind natürlich die Ober-Gs hier in Ghana. Einen Weißen oder eine Weiße zu heiraten ist der Traum, Obama-Babys das Ziel, weil diese Jesus ähnlicher sind (Ich habe diesen Kappes nicht erfunden!). Bei Ausrastern des Genervt-Seins unsererseits, wenn uns einmal die Hutschnur platzt und wir die ghanaischen Männer ganz offen und ehrlich nach ihren Intensionen befragen geben sie sogar zu, dass nur 2 Jahre in Deutschland schon genug wären, da sie für ein paar Jahre das Geld für Ghana verdienen könnten. Weiße Frauen sind also eine Geldanlage und werden deshalb so genervt. Es gilt hier: Widerstandsbekämpfung und 14 Anrufe pro Stunde trotz Mailbox führen zum Erfolg.

– wer verübelt es ihnen? Würden wir nicht genau so handeln? Dieser winzige Hoffnungsschimmer, der in ihnen aufkommt, wenn sie nur einen Mensch weißer Haut sehen, egal ob dick, dünn, klein, groß, hässlich, hübsch, können wir gar nicht nachvollziehen...
(Die Erfolgsquote der ghanaischen Frau gelangt zu ihrer Zufriedenheit bei der optischen Mixtur der nicht allzu ästhetischen physiognomischen Komponenten der weißen Männer – ich übernehme für diese Aussage jedoch keine Haftung, jegliches ist subjektiv ;) )

So, meine Lieben. Ich hoffe, ich habe euch die ghanaische Kultur mit diesem Blog-Eintrag wieder etwas nähergebracht! Ich will noch einmal bekräftigen, dass ich den Anspruch, für ganz Ghana zu sprechen, nicht habe. Ich beobachte und dokumentiere. Ghana ist sowohl wirtschaftlich als auch sozial sehr im Wandel, facettenreich wie jedes Land und gerade deshalb auch so interessant und sehenswert! 

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