Wie in allen Teilen der Welt ist natürlich auch ein Ghanaer
kein androgynes Wesen, sondern entzweit sich in Männlein und Weiblein, woraus
sich im ghanaischen Fall leider noch kein allzu explosiver Cocktail im Bezug
auf die Emanzipation der Frau gemischt hat.
Vielleicht sollte man mal Alice Schwarzer ihre Emma in
ghanaischen Sprachen drucken lassen, wobei das sicherlich Explosionsstoff zu
bieten hätte. Vielleicht ja mal in ein paar Jahrhunderten eine ghanaische Alice
Schwarzer?
Freunde, ich übertreibe mal wieder, wobei man ja alles, was
man ernst meint, im Spaß schreiben sollte.. Es ist also halb ernst, halb wahr.
Zum wahren Teil.
Fakt ist, dass Frauen hier immer noch Geburtsmaschinen sind.
Wo man hinschaut tragen die Frauen ihre Kinder auf dem Rücken, es scheint mir,
als würde es in Ghana nur von Kindern wimmeln! (Und das sage ich nicht nur,
weil ich in einem Kinderheim arbeite.)
Bei unserer Rundreise wurde ich am reichlichsten auf die
Stellung der Frau, das Miteinander, eher das „Nebeneinander“, der Paare in den teuersten
Hotels, aber auch in den ärmsten Dörfern aufmerksam.
Gestern erst saßen wir in einem Trotro durch die –
entschuldigt meine Ausdrucksweise – abegfucktesten Dörfer, oder auch
Selbstversorgerdörfer genannt. Mir wurde ganz schlecht von der Armut, denen
sich diese Leute wahrscheinlich noch nicht einmal so sehr bewusst sind, weil
sie ja gar nicht heraus kommen. Ich weiß, dass ich das als vergleichsweise
reiche Weiße leicht schreiben kann. Aber ich schweife ab.
Repräsentativ oder nicht: Von 7 Frauen in diesem Trotro von
ca. 16-40 Jahren waren 6 schwanger!
Die Frauendichte in den Hotels, die einen befruchteten Bauch
vor sich hergeschoben hat war auch beträchtlich. (Schwanger haben wir uns auch
gefühlt, aber das lag – Gott behüte - eher am guten Essen, nicht an den
ghanaischen Männern..)
Offen unter vielen Augen würde ich mich auch von keinem Ghanaer
schwängern lassen, denn der Rattenschwanz wäre mir zu lang und zu bitter.
Wäre ich jedoch so eine Ghanaerin, so möchte ich euch jetzt
die Konsequenzen dafür in einer kleinen Kausalitätskette vorführen.
Wäre ich von einem reichen Ghanaer schwanger, dürfte ich
auch still am Frühstück sitzen, ihm den Teller am Buffet füllen, während er
hinter mir stünde und telefonierend meine Hand mit Mimik und Gestik dirigierte.
Während den Männergesprächen schwiege ich und lauschte dem Ghanaer neben mir,
wobei ich schon längst nicht mehr folgte, da ich sowieso nichts Geistreiches in
den Augen der Männer zu sagen hätte. Der, der mir eigentlich nah sein sollte, erschiene
mir trotzdem wie unbekannt. Ich dürfte gelangweilt dreinschauen, mit meinem
Mann nur kommunizieren, wenn es um SEINE Bedürfnisse ginge, nach dem Frühstück
dann hinter ihm herdackeln (man vergesse hierbei nicht den angepissten Blick,
den ich aufsetzte, um der ganzen Welt mein zum großen Teil verständliches Leid
zu vermitteln). Ich dinierte dann zwar, um nicht zu weit zu ufern, mit meinem
Mann fein, aber was wäre ein Abendessen mit einem guten südafrikanischen Wein (Four
Cousins –nur zu empfehlen!!) statt eines ernstzunehmenden Gesprächs?
Ich vergaß, Frauen werden nicht nach ihrer Meinung gefragt.
Selbst wenn mein Mann eine neue Bekanntschaft mit 2 fremden
weißen jungen Frauen machte, er vor meinen Auge diesen Frischlingen charmierte,
wäre es einfach unangebracht, meinen Mund aufzumachen. Mein Mann nähme mir
sogar ab, mich selber persönlich vorzustellen, oder jegliche Fragen, die an
mich persönlich gestellt würden, finge er vorher ab und beantwortete sie.
Ich hätte dann wahrscheinlich schon so resigniert, dass ich
selbst auf solch eine Frechheit nichts mehr erwiderte.
Warum ich eigentlich schwanger wäre? Aus Mangel an
Verhütungsmitteln?
Mhh, nein, vielleicht, naja, eher, weil mein ghanaischer Mann
einen Stammeshalter haben wollten. Viele Stammeshalter. Weil ich sonst ja auch
nichts zu tun hätte. Deswegen wäre ich auch oft schwanger.
Weswegen ist sonst eine Ehefrau da?
Bitte, um mit ihr außerhalb des Betts Spaß zu haben? Nein,
nicht wirklich. Außerdem geht es sowieso nur dann, wann der Mann will.
Wie bitte, nette Stunden der Kommunikationen auch noch nach
der Hochzeit?
Macht man das in Deutschland so?!
Dating-Kultur? Habt ihr das? Was macht man da so?
Deutsche Männer? Gut, das würde natürlich der Jackpot sein.
Die seien alle reich, sauber und sowieso, die müsse man sich angeln. Außerdem hätte
ich gehört, dass sie ihre Frauen gut behandelten. Bei ihnen müsse man sich
nicht die Gedanken machen, dass sie fremdgingen. Deutsche Männer führten auch
keine Doppelleben. Es gäbe auch keine häusliche Gewalt.
Machen sie auch? Und sie gehen auch fremd? Das glaubte ich
nicht...
So in der Art sieht es in den Köpfen der ghanaischen Frauen
aus.
Nein, in manchen. Ich will mich hüten, dies zu
generalisieren, da ich dafür nicht elaboriert genug arbeite und ich mit meinen
Äuglein nicht überall sein kann.
Diese Situationen sind natürlich auf kleinstem Papier aus
verschiedenen Beobachtungen zusammengerafft, sie sind jedoch alle –
Journalistenehrenwort - beobachtet worden.
Es gibt auch einen riesen Unterschied zwischen Frauen, die
selbst im Beruf sind und selbst ein Auto in Accra fahren, oder jenen, die sich
noch auf ihren Mann verlassen.
Bei den deutschen Frauen ist man hier in Ghana schon
gewohnt, dass sie äußerst selbstbewusst und emanzipiert wirken. Im Bezug auf
Männer treten wir hier ständig in uns bekannte oder unbekannte Fettnäpfchen,
was wir aus „Kenntnislosigkeit“ einfach ignorieren. Unwissenheit verschafft
Freiräume.
Gerade in den Hotels wurden wir die meiste Zeit angeredet,
weil die ghanaischen Männlein einfach nicht glauben wollten, dass sich 2 Frauen
genug sind.
Uns wurde auch nicht abgenommen, dass wir in den Hotels
schlafen, wir wurden meistens äußerst unfreundlich bedient, als wären wir
Durchgangsgäste. Die Fassade bröckelte, als wir dann zum Frühstück kamen „ach
ihr seid Gäste des Hotels?!“.
Nun gut, man kann es ihnen nicht verübeln: 2 Mädchen jungen
Alters, die dann auch noch in einem Hotel OHNE Männer schlafen, die es
bezahlen, ist höchsteigenartig. Wir können froh sein, wenn wir in einem
ghanaisch geprägten Hotel überhaupt gastfreundlich behandelt werden: Frauen,
die in einem Zimmer zusammen schlafen sind hier meist homosexuell. Jemand, der
sich in Ghana ein Hotel leisten kann, kann sich auch ein Einzelzimmer
leisten...
Ich bin ehrlich noch nicht ganz hinter die hiesige
Dating-Kultur gekommen, da ich es ablehnte aus journalistischen Gründen mich
als Opfer eines Selbstversuchs anzubieten.. Dies wäre dem Ghanaer gegenüber
unehrlich gewesen und hätte mein Anruf-in-Abwesenheits-Liste, sowie meine
Nerven und Sicherheit übermäßig strapaziert...
Ich weiß nicht, wie und ob überhaupt Männlein und Weiblein
sich wirklich kennen lernen. In der Accra mall, in der sich die ghanaische
High-society versammelt, sehe ich mit einem Lächeln hier und da zwei junge ghanaische
Individuen, die sich offensichtlich auf einem Date treffen. Draußen kann man
das jedoch nicht erkennen, ich denke es gäbe dafür auch nicht das genügende
Geld, eine Frau nach unseren Verhältnissen wirklich „auszuführen“. Nach dem
Denken eines nicht wohl verdienenden Ghanaers ist dies auch nicht nötig, denn
eine Frau ist ein untergeordneter Partner, mit dem nicht alles geteilt wird.
Der Ghanaer darf entscheiden, was die Ghanaerin mit ihm teilt.
Bei einem privaten Gespräch mit den hier ansässigen
Sozialarbeitern konnte ein männlicher Volontär ihnen Details aus ihrem
Privatleben entlocken. Die Tatsache, dass man mit einer Frau auch Spaß haben
kann, sie auch die beste Freundin zugleich sein kann und auch noch nach der
Hochzeit und nicht nur um Kinder zu zeugen können Zärtlichkeiten ausgetauscht
werden, war ihnen mehr als fremd und fast absurd.
Man merkt, wie die jetzige Generation, die sich in ihrer
18-30 jähriger Blüte befindet, das Denken durch die medialen amerikanischen und
europäischen Einflüsse langsam wandelt.
So langsam sieht man auch mal ein junges ghanaisches
Pärchen, welches Arm in Arm läuft (ich habe dies leider erst einmal zu Augen
bekommen..)
In der Öffentlichkeit wird keinerlei Zärtlichkeit ausgetauscht,
man merkt noch nicht einmal an mikroskopischen Gesten, dass zwei Menschen
verheiratet sind.
Die Sich-Kennenlern-Zeit beträgt hier im Schnitt 6 Monate
bis geheiratet wird. Aus Glaubensgründen wird hier „Kein Sex vor der Ehe“ stark
proklamiert, was ich sowohl aus Glaubens- und medizinischen Gründen
nachvollziehen kann. Die „Scheidungsrate“, bzw. die Rate der alleinerziehenden
ärmeren Frauen ist dennoch immens hoch,
ein Mann hat im Schnitt mindestens 3 Frauen im Leben. Polygamie wird
nicht befürwortet, jedoch ausgelebt – ein Mann darf.
Die letzten Tage sind wir durch die ärmsten Dörfer gefahren.
Der Respekt und die Achtung der männlichen Wesen vor den schwarzen Frauen schien
hier proportional zum Tagesverdienst zu sinken. Je ärmer das Dorf, desto mehr
werden auch wir Weiße wie Objekte beäugt (da wir uns ja schon bei den Gebildeteren
daran gewöhnt haben...) Schlimmer geht’s immer.
Weiße sind natürlich die Ober-Gs hier in Ghana. Einen Weißen
oder eine Weiße zu heiraten ist der Traum, Obama-Babys das Ziel, weil diese
Jesus ähnlicher sind (Ich habe diesen Kappes nicht erfunden!). Bei Ausrastern
des Genervt-Seins unsererseits, wenn uns einmal die Hutschnur platzt und wir
die ghanaischen Männer ganz offen und ehrlich nach ihren Intensionen befragen
geben sie sogar zu, dass nur 2 Jahre in Deutschland schon genug wären, da sie
für ein paar Jahre das Geld für Ghana verdienen könnten. Weiße Frauen sind also
eine Geldanlage und werden deshalb so genervt. Es gilt hier: Widerstandsbekämpfung
und 14 Anrufe pro Stunde trotz Mailbox führen zum Erfolg.
– wer verübelt es ihnen? Würden wir nicht genau so handeln?
Dieser winzige Hoffnungsschimmer, der in ihnen aufkommt, wenn sie nur einen Mensch
weißer Haut sehen, egal ob dick, dünn, klein, groß, hässlich, hübsch, können
wir gar nicht nachvollziehen...
(Die Erfolgsquote der ghanaischen Frau gelangt zu ihrer
Zufriedenheit bei der optischen Mixtur der nicht allzu ästhetischen
physiognomischen Komponenten der weißen Männer – ich übernehme für diese
Aussage jedoch keine Haftung, jegliches ist subjektiv ;) )
So, meine Lieben. Ich hoffe, ich habe euch die ghanaische
Kultur mit diesem Blog-Eintrag wieder etwas nähergebracht! Ich will noch einmal
bekräftigen, dass ich den Anspruch, für ganz Ghana zu sprechen, nicht habe. Ich
beobachte und dokumentiere. Ghana ist sowohl wirtschaftlich als auch sozial
sehr im Wandel, facettenreich wie jedes Land und gerade deshalb auch so
interessant und sehenswert!